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  • AutorenbildDr. Felix Hoffmann

Der digitalen Transformation fehlt der Kompass

Aktualisiert: 12. Feb. 2022

André Haserück berichtete in seinem Artikel „Ärzteschaft im Strategieprozess“ in der Ausgabe vom 05.11.2021 des Deutschen Ärzteblattes von der Arbeit des Digitalausschusses der #Bundesärztekammer, der sich mit der Frage befasst, wie das vorhandene Potential der #Digitalisierung für eine verbesserte Gesundheitsversorgung bestmöglich genutzt werden kann. Dieser Kommentar soll das Thema aufgreifen und einen Impuls für die Ausrichtung der digitalen Transformation im Gesundheitswesen geben.


Die Digitalisierung im Gesundheitswesen führt zu einem immer schneller werdenden Wandel der Arbeitswelt mit immer neuen Anforderungen an die Beschäftigten aller Professionen. Unter dem Begriff „Digitalisierung“ ist allerdings schon lange nicht mehr nur die technologische Unterstützung tradierter Strukturen und Prozesse gemeint, aktuell bilden sich in immer kürzeren Zyklen völlig neue Geschäftsmodelle heraus.


Jede Veränderung geht aber auch mit Risiken einher und so sind es drei Herausforderungen, die die Digitalisierung des Gesundheitswesens aktuell mit sich bringt:


Interoperabilität

Die zahlreichen, jetzt schon vorhandenen digitalen Einzellösungen tragen zu einer Verbesserung der digitalen Infrastruktur bei, können ihren gesamten Nutzen jedoch nur dann entfalten, wenn eine reibungslose Interaktion aller digitaler Technologien möglich ist. Das erfordert einheitliche Standards für die Datenerhebung und Datenübermittlung. Nur so wird es gelingen, ein ganzheitliches „digitales Ökosystem“ aufzubauen, welches in einem Prozess der kontinuierlichen Verbesserung stetig um neue Funktionen angepasst und verbessert werden kann.


Usability

Die Einführung digitaler Technologien führt nur dann zu einer Verbesserung der Versorgung, wenn einerseits ein #Nutzen gestiftet wird und andererseits kein Schaden dabei entsteht. Das erfordert Kompetenzen im Projekt- und Changemanagement.

Am Beispiel der #Telematikinfrastruktur zeigt sich leider deutlich, wie es nicht geht: Die Funktionen wurden nicht hinreichend getestet und die Probleme fallen erst jetzt, bei der Implementierung, auf. Die Telematikinfrastruktur ist in der Anwendung derart komplex, dass eine flächendeckende Nutzung im Klinikalltag kaum zu bewältigen ist und mit einem erheblichen Mehraufwand einhergeht.


Purpose

Die größte Herausforderung dürfte jedoch sein, den Kompass auf das richtige Ziel auszurichten. Für wen arbeite ich? Welche Motivation bringt mich jeden Tag zurück zur Arbeit? Diese Fragen sind zwar nicht digitaler Natur, müssen aber vor dem Hintergrund des raschen Wandels in der digitalen Transformation immer wieder neu gestellt werden. Die Antworten darauf finden sich in der DNA eines jeden Unternehmens, wenn man die Frage stellt: „Wer trifft die unternehmerischen Entscheidungen und was geschieht mit den Gewinnen?“ Die digitale Transformation knüpft in letzter Konsequenz bei der Unternehmenskonstitution an und erfordert die Implementierung neuer Formen der Zusammenarbeit mit einem ausgewogenen Verhältnis der Interessen aller Interessengruppen.


Die entscheidenden Interessensgruppen sind, und da dürfte ein breiter gesellschaftlicher Konsens bestehen, die Patient:inn:en, die im Gesundheitswesen beschäftigten Menschen und das Ökosystem der Erde. Investoren und der Staat sind weitere Interessengruppen, die die Rahmenbedingungen verbessern können, sind aber nicht die Interessensgruppen, für die ich in erster Linie arbeiten möchte.


Wir haben jetzt die große Chance, den Kompass der digitalen Transformation selbst auszurichten und zwar in eine Richtung, die sowohl Patient:inn:en als auch Beschäftigten bestmöglich dient und dabei die Ressourcen unseres Ökosystems nicht weiter belastet. Wenn wir es nicht tun, werden andere Menschen den Kompass ausrichten.


Es liegt nicht nur an der Politik, die digitale Transformation zu gestalten, sondern an jeder einzelnen im Gesundheitswesen tätigen Person. Nur so lässt sich ein digitales Ökosystem gestalten, das langfristig bestand haben kann. Aus dieser Motivation heraus ist auch Purpose:Health e.V. entstanden.


Packen wir es an!



Bildquelle: Deutsches Ärzteblatt (Link)

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